Im Mittelpunkt des Dokumentarfilms »Mohamed und Anna« der israelischen Regisseurin Taliya Finkel aus dem Jahr 2017 steht die Geschichte der Rettung des jüdischen Mädchens Anna Boros und ihrer Familie durch den muslimischen Arzt Mohamed »Mod« Helmy vor der nationalsozialistischen Verfolgung.
Helmy, der 1901 in Khartum geborene Sohn eines hohen ägyptischen Offiziers, kam 1922 zum Medizinstudium nach Berlin, das für den Rest seines Lebens zu seiner Heimat wurde. Nach dem Examen erhielt er 1930 eine Stellung an einem renommierten Krankenhaus in Moabit, in dem am Ende der Weimarer Republik vorwiegend jüdische Ärzte arbeiteten.
Während fast alle jüdischen Kollegen nach der nationalsozialistischen Machtübernahme entlassen und einige sogar misshandelt wurden, konnte Helmy sein Leben zunächst weitgehend unbehelligt fortsetzen. In der Klinikhierarchie stieg er sogar auf – zu dieser Zeit folgte das Deutsche Reich einer betont araber- und islamfreundlichen Politik.
Da er dem NS-Regime jedoch abschätzig gegenüberstand, geriet er mehrfach in Schwierigkeiten. Zudem war er wegen seiner dunkleren Hautfarbe immer wieder Diskriminierungen ausgesetzt. Nachdem seine Anstellung in der Klinik 1937 nicht mehr verlängert worden war, praktizierte Helmy privat. Er gehörte zu den wenigen Ärzten, die noch jüdische Patientinnen und Patienten behandelten. Dies brachte ihn in Kontakt zur Familie der Gemüsegroßhändlerin Cecilie Rudnik, ihrer Tochter Julie Wehr und ihrer 1925 im rumänischen Arad geborenen Enkeltochter Anna Boros. Ab Ende der 1930er Jahre verschlechterte sich die Situation für die jüdische Bevölkerung weiter, spätestens ab Ende 1941 schwebten Juden in ständiger Lebensgefahr. Mod Helmy wollte Hilfe leisten, doch war er zwischenzeitlich selbst ins Visier der deutschen Behörden geraten. Das britisch dominierte Ägypten stand an der Seite der Kriegsgegner, und für einige Monate wurde Helmy mit einer Gruppe namhafter Ägypter gefangen gehalten. Erst im Mai 1940 erhielt er im Zuge einer Kehrtwende in der Ägyptenpolitik des Reichs seine Freiheit zurück. Fortan mimte er den überzeugten Unterstützer des Nationalsozialismus und konnte sogar seine Arbeit als Arzt wieder aufnehmen.
Als Cecilie Rudnik im Frühjahr 1942 die Deportation drohte, verschaffte Helmy ihr ein Versteck. Kurz danach half er auch deren Enkelin Anna Boros unterzutauchen. Für die 16-Jährige ersann er einen wagemutigen Plan: Er gab sie als seine Nichte »Nadja« aus. Trotz bzw. wegen dieser Legende kam es zu manch gefährlicher Situation; einmal mussten »Dr. Helmy« und »Nadja« sogar ins Reichssicherheitshauptamt, um dort den vom Deutschen Reich protegierten Großmufti von Jerusalem und sein Gefolge zu behandeln. Diese brenzlige Situation überstanden sie, doch anderes misslang: Zum Schein trat Anna Boros im Sommer 1943 zum Islam über, jedoch wurde die anschließende Scheinheirat, die zum Erwerb der ägyptischen Staatsbürgerschaft hätte führen können, vom Standesamt nicht anerkannt.
Gegen Kriegsende spitzte sich die Situation zu. Die Gestapo kam ihnen auf die Spur, und dies nicht zuletzt, weil Annas Mutter das Geheimnis nicht für sich behalten konnte. Listig gab Helmy gegenüber den Behörden vor, Anna Boros habe ihn getäuscht und sich ihm gegenüber fälschlich als seine Nichte ausgegeben. Während er die Gestapo auf eine falsche Fährte lockte, versteckte er seinen Schützling in einer Laube im Berliner Stadtteil Buch (Röbellweg 141), wo es der inzwischen 19-Jährigen gelang, bis zum Einmarsch der Roten Armee auszuharren.
Nach dem Krieg zog Anna in die USA und bekam drei Kinder. Mit ihrem Retter blieb sie in Kontakt und besuchte Dr. Helmy mehrmals in Berlin.